CDTEST VOLLVERSTÄRKER
D y n a m is c h e r T y p
A
ls er im vergangenen Jahr auf den Markt
kam, hätte Onkyos A-9355 noch nichts
in diesem Testfeld zu suchen gehabt. Mit sei-
nen 500 Euro lag er seinerzeit noch deutlich
oberhalb des von uns gesteckten Rahmens.
Zwischenzeitlich um satte 100 Euro he-
runtergesetzt passt er nun aber hervorra-
gend als obere Abschiussmarke ins Feld.
Außerdem wurde der üppig ausgestattete
und ansprechend musizierende FWM-Ver-
stärker durch den Preisnachlass in Schnäpp-
chen-verdächtige Regionen katapultiert.
Richtig verstanden: Unter der Haube des
9355 schlägt ein digitales Herz. Das kann
sich auf die Erfahrungen der hauseigenen
VL-Technologie (Vector Linear) stützen, die
auch in allen größeren Geschwistern zum
Einsatz kommt. Ein wesentlicher Eckpfeiler
in Onkyos Herangehensweise ist, dass die
Entwickler versuchen, alle Vorzüge digitaler
Verstärkung - das sind Verfärbungsfreiheit
und ein enorm hoher Wirkungsgrad - zur
Geltung zu bringen, ohne dabei auch die
Nachteile der Technik ans Tageslicht zu be-
fördern. Eine Problemzone aller PWM-
Amps sind hochfrequente Störanteile, die 1
sich auf den Klang auswirken können. Die |
Kunst ist es nun, sie herauszufiltern, ohne 1
die Bandbreite unnötig einzuschränken.
Dabei kann sich der Verstärker auf hoch-
wertige Bauteile verlassen, zu denen ein üp- 9
pig dimensioniertes Netzteil und ein diskret
aufgebauter MM-Phono-Pre gehören. Auch I
an der Verarbeitung hat man nicht gespart
und spendierte dem A-9355 eine Metall- ]
frontplatte samt großer, griffiger Regler.
Klanglich belegt der Onkyo einen Spitzen- J
platz im Testfeld. Erspielt ebenso flüssig wie
musikalisch und bietet obendrein unter al-
len Mitbewerbern die beste Feindynamik, 1
bei der selbst kleinste Nuancen nicht unter- I
gehen. Dagegen wirkte so manch anderer i
Amp geradezu grobschlächtig. Tonal prä-J
sentiert sich der PWM-Verstärker ausgewo- I
gen, harmonisch und natürlich.
Einen zusätzlichen Pluspunkt verdient er
sich mit seiner offenen und detailreichen
I Iochtonabbildung, die nichts Bissiges oder
Aggressives aufweist. Im Gegenteil: Dank ei-
nes stämmigen und satten Fundaments
wirkt er in der Summe sogar eher sonor ab-
gestimmt und macht auch bei höheren Pe-
geln noch enorm viel Spaß. Erwähnung ver- 1
F r ö h lic h e r
M u s ik a n t
D
ass die Klasse zwischen 200 und 400
Euro für ausnahmslos alle Hersteller
eine ausgewiesene „Kampfzone“ darstellt,
spürt man an der hohen Konzentration von
Preisbrechern, die sich hier tummeln. Den
Kunden kann das nur freuen. Pioneers A-
307 R gehört zu eben jenen herausragenden
Gerätschaften, denn zu einem Kurs von 260
Euro liefert der Amp eine wirklich überzeu-
gende Leistung, die im Vergleichsfeld - zu-
mindest bezogen auf das attraktive Preis-
Leistungs-Verhältnis- nur noch vom Yama-
ha getoppt wird.
Die Basis bildet ein solide verarbeitetes Ge-
häuse, dessen Bedienelemente sich allesamt
griffig und robust anfühlen. Allein die etwas
kleinen
Kunststoff-Lautsprecherklemmen
bleiben hinter der teils deutlich opulenter
bestückten Konkurrenz zurück. Sie nehmen
aber - wohlgemerkt mit einiger nervrau-
bender Fummelei-auch Bananasauf.
Ganz und gar untadelig gibt sich der kleine
Schwarze dagegen bei einem Blick auf die
inneren Werte. Pioneer hat während der
Konstruktion auf möglichst kurze Signalwe-
ge geachtet und unter anderem überflüssige
Kabelstrcckcn vermieden. So ist der Power-
Taster an der Front nicht wie üblich über
Strippen mit dem Netzteil verbunden. Statt-
dessen führt ein langer Kunststoffsteg zum
eigentlichen Schalter, der direkt auf der
Netzplatine verbaut wurde. Weiterhin ist der
günstige Amp als weitgehend diskreter Dop-
pel-Mono-Verstärker aufgebaut, was übri-
gens auch
für die kleine MM-Phono-
Sektion gilt, die mit ihrer satten, tonal ausge-
wogenen und herrlich lebendigen Stimm-
wiedergabe die unangefochtene Spitzenpo-
sition unter unseren Testgeräten einnimmt.
An diesem Ergebnis ist natürlich nicht al-
lein der sauber aufgebaute Phono-Pre betei-
ligt. Die erwähnten Attribute lassen sich
vollständig auf den Amp übertragen. Der .A-
307 R spielt lebendig und spritzig, was ihn
zum ausgewachsenen Spaßbringer stempelt.
Der Bass bietet angemessene Schubkraft,
wobei wir den Pioneer insgesamt als eher
straff und kontrolliert bezeichnen würden.
Die Strukturen in den tieferen Lagen werden
sehr differenziert herausgearbeitet, ohne
dass es ihm aber an Punch fehlt.
Sehr gut hat uns auch die Farbbalance ge-
fallen, die ausgewogen wirkt, insgesamt aber
etwas ins Heile tendiert und damit eine an-
genehm klare und transparente Abbildung ;
98 STEREO HIFI-SPARBUCH 2/2009